Der Transfer von Trainingsinhalten ins Doing am Arbeitsplatz beschäftigt seit Jahrzehnten Heerscharen von Weiterbildnern und Wissenschaftlern, insbesondere Pädagogen und neuerdings auch Hirnforscher. Wenn Trainingsinhalte nicht in die Praxis übertragen werden und in irgendeiner Weise handlungs- oder meinungsrelevant bei den Teilnehmern werden, dann wurden überwiegend Kosten verursacht. Obwohl auch Networking-Effekte und Motivationseffekte häufig als Nutzen die Kosten übersteigen. Der maximale Nutzen entsteht jedoch aus Unternehmenssicht, wenn möglichst viele relevante Trainingsinhalte auch tatsächlich in den Alltag einziehen.
Damit das funktioniert, gibt es am besten für jeden einzelnen Teilnehmer emotionsbeladene Schlüsselerkenntnisse im Training. Das reicht jedoch nicht aus. Es bedarf einer ganzen Reihe von Impulsen, die aneinandergereiht werden und auch noch bis in den Alltag hinein weiter gesetzt werden müssen.
Die Kette der Impulse beginnt bei der Reflexion und der Betroffenheit. Der Teilnehmer muss zunächst auf der Suche nach Lösungen/Verbesserungen sein. Das ist optimal. Der Teilnehmer hat quasi einen „Schmerz“/ein Problem oder einen Anspruch/ein Ziel. Wenn dies beim Eintreffen ins Training noch nicht der Fall ist, ist es hilfreich, ihm seine eventuell „unbewusste Inkompetenz“ vor Augen zu führen, damit er die Stufe der „bewussten Inkompetenz“ erreicht. Dies kann mit Hilfe von Videoaufnahmen in Rollenspielen geschehen oder –wenn dies nicht erwünscht oder zu persönlich ist – mit Hilfe von Beispielvideos fremder Personen. Diese erzielen aber nicht die gleiche Menge an emotionaler Betroffenheit, die wir als fürsorgliche Erschütterung bezeichnen. Je größer der Veränderungswunsch beim Teilnehmer, umso größer ist die Motivation fürs Lernen.
Der Teilnehmer muss also kognitiv verstehen, dass die angebotenen Trainingsinhalte in seinem Fall nützlich sind und ggf. gezeigte bzw. besprochene Beispiele auch für ihn selbst und seine persönliche Situation (die ja immer etwas anders ist) zutreffen. Wir nennen das „Fall-Transfer“. Dies ist der erste Transfer, der stattfinden muss. Ohne diesen findet kein weiterer Transfer statt.
Hat der (kognitive) Fall-Transfer stattgefunden, muss die Erkenntnis ins eigene Handlungsrepertoire übertragen werden. Hier bedarf es Praxisübungen. Am besten viele, um verschiedenes Verhalten auszuprobieren und am besten mehrfach, um bereits wenn möglich in eine gewisse Routine zu kommen, in der neues Verhalten leichter von der Hand geht. Das ist der „Fertigkeits-Transfer“. Der kostet Zeit, denn damit Fertigkeiten und „bewusste Kompetenz“ entstehen, muss jeder einzelne Teilnehmer selbst üben. Deshalb sind kleine Seminargruppen effektiver als große. Es reicht nicht aus, das gewünschte Verhalten vorzumachen. Im Fernsehen Tennis zu gucken, macht noch keinen Tennisspieler aus dem Zuschauer. Es kann nur den Wunsch vergrößern, selbst (besser) Tennis spielen zu wollen und durchaus das Verständnis vom Spiel fördern.
3F-Transfer
Wenn im Training auch individuell geübt wurde, reicht dies in der Regel noch nicht aus, um die Inhalte in der Praxis anzuwenden und schon gar nicht fehlerfrei. Hierfür muss der Teilnehmer die Themen/Inhalte für sich so verändern, dass sie zu seiner Praxis und zu seinem Wesen passen und auch weiterhin im Alltag ausprobieren und dran bleiben. Diesen sogenannten „Feld-Transfer“ vom Seminarraum an den Arbeitsplatz kann man fördern durch Begleitung, Coaching, Lernpartnerschaften, Lerntagebücher, Gespräche mit der Führungskraft und Kollegen. Am besten jedoch durch eine hohe Motivation gepaart mit Disziplin und Konsequenz. Die Motivation kann durch regelmäßige Erinnerungen, z. B. in Form von Follow-ups, Webinaren, E-mails, persönliche Gespräche oder Cheerleading in welcher Form auch immer hoch gehalten werden. Wenn die Trainingsinhalte schließlich ins eigene Verhaltensrepertoire übernommen werden und automatisiert ablaufen, ist die Stufe der „unbewussten Kompetenz“ erreicht.
Fall-, Fertigkeits- und Feld-Transfer bauen aufeinander auf und können durch fein abgestimmte Maßnahmen gefördert werden. Hier wird die Wahrscheinlichkeit des Transfers erhöht, eine Sicherheit gibt es nicht. Am höchsten ist der dauerhafte Transfer von Trainingsinhalten im Rahmen von Programmen, d. h. mehrstufigen Trainings/Erkenntnisprozessen, die immer wieder aufeinander Bezug nehmen und weiterführen/weiterüben.
Wenn Sie sich für nachhaltiges praxisorientiertes Training interessieren, rufen Sie uns an: Barbara Gülpen, 0170-3872213.